Sie zahlen bar!?

Werte Leserinnen und Leser,

zum Kapitel „Bundespräsident Wulff“ ist, denke ich, alles gesagt worden, was zu sagen war und sogar einiges mehr. Manche Bilder und Vorstellungen möchte man einfach wieder aus dem Kopf verbannen können, zum Beispiel das des Saft-trinkenden ersten Mannes im Staat am wachstuch-gedeckten Tisch einer Sylter Pension oder das des kontoüberziehenden Schnäppchenurlaubers mit den vielen Banknoten im Brustbeutel. Aber nun sind die Bilder einmal in der Welt, dort werden sie bleiben und wir sie ertragen müssen.

Kommen wir also zu der noch nicht zu Ende diskutierten Frage nach Wulffs Ehrensold, seinem zukünftigen Stab aus Mitarbeiterin, Bodyguard und Chauffeur und seinem neuen Dienstwagen – alles aus Steuermitteln zu finanzieren bis an sein Lebensende. Wenn man das mittlere erwartete Lebensalter eines 1959 geborenen Mannes in Deutschland heranzieht, dann summiert sich all dies auf etwa 5 Millionen Euro.

5 Millionen, das ist nun keine Zahl, von der Angela Merkel noch schlaflose Nächte bekommt, zumal der größte Teil dieses Geldes bezahlt werden muss, wenn sie nicht mehr an der Macht ist. Die Piraten haben ausgerechnet, dass wenn man die Abgeordneten dieses Geld zahlen ließe, pro Parlamentarier pro Monat gerade einmal 293,68 € zu zahlen wären – das wäre gerade einmal pro Monat eine Currywurst statt eines guten Essens. Klingt alles nicht so kritisch. Herr Schröder aß seinerzeit sowieso lieber Wurst.

Wirklich dramatisch ist dieses Geld nur für einen: Wulff selbst. Dem ehemaligen Traum aller Schwiegermütter werden diese 30 Silberlinge in den kommenden Jahren an den Händen kleben und ihn verfolgen. Ich habe einmal ein paar beispielhafte Situationen zusammengestellt:

1) Frau Wulff schickt ihren Mann am Samstagvormittag zum Großburgwedeler Metzger, um 500 Gramm Gehacktes und sechs Scheiben Aufschnitt zu kaufen. Stellen Sie sich Herrn Wulffs Reaktion vor, wenn ihn die Metzgereifachverkäuferin mit einem wissenden Lächeln fragt: „Darf es etwas mehr sein“?

2) Bürgerbeteiligung bei Staatsinvestitionen ist nicht erst seit Stuttgart 21 in. Die Wulffs planen, die Hecken vor dem Haus neu zu bepflanzen und finden am nächsten Tag im Briefkasten einen Zettel mit dem Ergebnis einer Abstimmung über die von den Anliegern gewünschten Pflanzen.

3) Die Wulffs planen den 14-tägigen Jahresurlaub. Nachdem ihnen auf Anfrage niemand eine Unterkunft angeboten hat, sitzen sie im Reisebüro, wo ihnen nach erfolgter Buchung die Mitarbeiterin die Frage stellt, wohin sie die Rechnung schicken soll.

4) Die Wulffs gehen abends im Rande von Großburgwedel gutbürgerlich essen. Nachdem die panierten Schweineschnitzel mit Jägersoße und Pommes verspeist und die Säfte geleert sind, bittet Herr Wulff um die Rechnung und will ein kleines Trinkgeld geben. Der Kellner lehnt es jedoch ohne Begründung ab.

5) Herr Wulff tankt den Audi Q3 seiner Frau auf. Der Tankwart hinter der Kasse nennt ihm den fürs Benzin fälligen Betrag und fügt den nicht wirklich als Frage gemeinten Satz hinzu: „Sie zahlen in bar!?“

6) In ferner Zukunft mag die Familie Wulff auch einmal umziehen und sich ein Haus in einem anderen Ort kaufen, in dem man unbekannt ist. Ich winde mich bei der Vorstellung, dass Herr Wulff dem Sparkassenmitarbeiter bei der Verhandlung des Kredits auf die Frage nach Sicherheiten seinen Ehrensold-Gehaltsnachweis vorlegt.

Unvorstellbar all dies bei einem Altbundespräsidenten Weizsäcker, Herzog oder Köhler. Bei Wulff hingegen halte ich es inzwischen mit jenem alten 90er-Jahre-Werbevideo eines japanischen Autokonzerns. Gönnen wir ihm den Ehrensold – das ist mehr Strafe, als er sich heute vorstellen kann.

Herzlichst,

Ihr JeanLuc7

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