Werte Leserinnen und Leser,
Ich bin seit längerem für einen frühzeitigen Abzug der deutschen Truppen aus Afghanistan – das ist nichts Neues. Heute nun teilte das UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) mit, dass die Anbaufläche für Schlafmohn in Afghanistan weiter erheblich zugenommen hat. Im Vergleich zu 2011 sei die Fläche um 18 Prozent auf 154.000 Hektar gewachsen.
Nun klingt das nicht weiter erstaunlich – Afghanistan war schon früher ein wichtiger Produzent des Heroin-Ausgangsmaterials. Interessant ist jedoch, dass laut wikipedia Afghanistan seit einigen Jahren wieder der größte Opiumproduzent der Welt ist, nachdem im Juli 2000 der Opiumanbau durch das Taliban-Regime verboten worden war. Damals brach die Opiumproduktion völlig ein und sank im Jahre 2001 fast auf Null. Nach dem auch mit deutscher Beteiligung geführten Krieg stieg die Produktion wieder an und ist seit 2004 höher als in den Jahren zuvor. Es ist eben gewinnbringender, Grundnahrungsmittel zu importieren und mit Opiumgewinnen zu bezahlen, als sie selbst anzubauen.
Im Klartext heißt das: Hier wurde ein Milliarden Euro teurer Krieg mit unzähligen Toten geführt, um ein korruptes Drogenbaronregime zu installieren, dessen Produkte vor allem in die westlichen Staaten exportiert werden. Die Taliban sind zudem nicht geschwächt, sondern werden aller Voraussicht nach ab 2014 wieder mitregieren. Zur wahren Bedeutung der Vorsilbe „mit“ existieren – neutral formuliert – unterschiedliche Interpretationen.
Da stehen wir also mit unser Verteidigung der Freiheit am Hindukusch, wie sie seinerzeit Peter Struck im Bundestag postulierte. Nach mehr als zehn Jahren Krieg sind alle Bilanzen negativ, auch wenn der deutsche Verteidigungsminister sich bei seinem letzten Besuch bewusst in Gefahr begeben hat, um angebliche Fortschritte bei der Sicherheit zu simulieren.
Ich kann nur wiederholen: Gebt diesen Kampf auf! Wenn die Afghanen mehrheitlich unter den Taliban leben wollen, sollen sie es tun. Wir wissen seit dem letzten Jahr, dass auch mehrheitlich islamische Staaten durchaus selbständig in der Lage sind, ihre Regime zu kippen, wenn sie es denn wollen.
Oder wir verbinden Unangenehmes mit Nützlichem: Schicken wir den Taliban Rezepte für Mohnbrötchen und -kuchen. Davon werden alle satt.
Es grüßt herzlich,
Ihr JL7