Von guten und schlechten Russen

Werte Leserinnen und Leser,

die Berichterstattung unserer Medien ist in den letzten Monaten um eine Grauzone ärmer geworden, denn nach vielem, was man uns lesen lässt, ist der Kalte Krieg zwischen Russland und dem Westen wieder da. Klare Fronten wie in den 80ern! Ein Fest für die alten Herren der AfD, sollte man glauben.

Leider wird aber die scharfe Abgernzung zwischen guter Ukraine hier und schlechtem Russland dort ohne die Kombattanden vor Ort gemacht. Denn dort finden wir rechtsextreme pro-russische Milizen auf und rechtsextreme pro-ukrainische Milizen, die Gräueltaten begehen und offenbar nicht steuerbar sind. Beide sollten nicht auf unserer Freundesliste stehen.

Während aber gegen Putin und die pro-russischen Milizen klar Stellung bezogen wird, schweigt man die Probleme auf der scheinbar „westlichen“ Seite des Konflikts bestenfalls tot oder beschönigt sie gar. Die ARD-Redakteure haben deshalb einen Rüffel erhalten, und die ZEIT-Redakteure Joffe und Bittner bemühten gar ein Gericht, um den Kollegen beim ZDF verbieten zu lassen, sie als USA-Lobbyisten zu outen, während sie gleichzeitig lautstark ein militärisches Eingreifen in der Ukraine fordern.

Leider ist in der Ukraine gar nicht klar, wer die Guten und wer die Bösen sind. Im Gegenteil geht es wohl eher allen um ein größeres Stück vom Kuchen, von dem man annimmt, dass er zu verteilen sei. Tendenziell sind daher alle eher weniger gut – wie überall auf der Welt.

Weil aber nun die Berichterstatter lieber über die guten Ukrainer und die bösen Russen schreiben, bleibt es leider Ihnen, liebe Leser, überlassen, aus den vorhandenen Informationen jene herauszusuchen, die die Lage in einem einigermaßen wahrheitsgemäßen Licht erscheinen lassen. Vergessen Sie alle Artikel, die ein militärisches Eingreifen fordern, direkt nach dem Lesen. Ignorieren Sie alle Artikel von Josef Joffe oder Jochen Bittner über Russland und die Ukraine (und vielleicht auch alle anderen Artikel der beiden). Und machen Sie einen großen Bogen um Foren, in denen über Russland diskutiert wird. Dort herrschen inzwischen Putins Medienprofis.

Es ist wie mit der Zauberei – was wir sehen, verdeckt den eigentlichen Trick, das, was wir nicht sehen sollen. Das gerade verhandelte EU-amerikanische Handelsabkommen TTIP ist so eine Hintergrundaktion – denn ist es nicht besser, sich näher an die USA anzuschließen, wenn doch Russland uns das Gas abzudrehen droht? Oder ist es nicht vielleicht andersherum und gar kein Zufall, dass ausgerechnet TTIP-Fans wie Josef Joffe im Ukraine-Konflikt eine klare Position beziehen?

Es grüßt herzlich

Ihr JL7

 

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