Werte Leserinnen und Leser,
laut einer Umfrage des „Religionsmonitors“ der Bertelsmann-Stiftung sehen 57 Prozent der Deutschen im Islam eine Bedrohung, er passe zudem nicht in die westliche Welt. In der gleichen Umfrage hält sich aber die Mehrheit der Deutschen für tolerant. Ein Widerspruch? Jedenfalls nicht überraschend, wenn man die Populisten und ihr Gefolge auf den Straßen zählt.
Der Islam ist eine von vielen Religionen in Deutschland, und bei „Religion“ gelangt man sehr schnell zur „Religionsfreiheit“. Darunter wurde ursprünglich verstanden, dass es keine „Staatsreligion“ geben solle und jeder mit seinem Glauben glücklich werden möge. In den Anfängen der Bundesrepublik, als noch fast jeder einer christlichen Kirche angehörte und das Volk Ehen zwischen Katholiken und Protestanten immer noch mit der Vorsilbe „Misch-“ bedachte, mochte das kein schlechter Ansatz sein.
Inzwischen hat sich das Bild gewandelt, und Religionsfreiheit bedeutet auch „Freiheit vor Religion“. Der Anteil der Atheisten und solcher, denen die dogmatischen Ansätze der katholischen Kirche und die „Lieber-Gott-Geschichten“ der Protestanten nicht genügen, steigt von Jahr zu Jahr.
Wir folgen dabei der Goldenen Regel: „Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg‘ auch keinem andren zu.“ Religionsfreiheit heißt auch: Übt Eure Religion aus, wo und wie Ihr wollt, aber geht anderen damit nicht auf den Keks.
Und genau da setzt meine Kritik an: Religion ist generell eine Bedrohung
- für die Freiheit, denn sie schafft Unfreiheit durch unlogische oder gar irrsinnige Vorschriften, deren Nichteinhaltung regelmäßig den Verlust des Seelenheils bedeutet
- für den Frieden, denn immer wieder ziehen Gläubige in heilige Kriege oder brechen Streit vom Zaun über den rechten Glauben
- für die Gesundheit, denn sie zwingt Menschen dazu, andere zu verletzten, sei es durch Beschneidung, körperliche oder psychische Gewalt oder Bombenterror
- für Andersdenkende, denn Religiöse diskutieren nicht über Sinn und Unsinn dessen, was in ihren heiligen Schinken steht. Statt dessen werden Andersdenkende verachtet und verfolgt, wo es möglich ist.
All das trifft für jede Religion zu, die wir auf unserem Planeten finden. Nicht der Islam ist ein Problem – es sind alle Religionen und jene, die ihnen folgen, die ein Klima schaffen, in dem Freiheit, Frieden, Gesundheit und Meinungsvielfalt nicht gedeihen können.
Leider ist es ein äußerst zweckfreies Unterfangen, den Gläubigen zu erklären, dass sie ihre Götter selbst in die Welt gebracht haben – und dass sie mit ihnen auch wieder verschwinden werden. Zu Recht muss auch der Ruf nach Religionsfreiheit erschallen. Lasst sie gewähren.
Aber nochmals: „Religionsfreiheit!“ Behaltet Euren Glauben, und zwar für Euch. Übt ihn daheim aus hinter verschlossenen Türen – und lasst ihn dort, wenn Ihr auf die Straße geht.
Falls nun jemand bei „Glauben“ an bärtige Turban-Männer denkt oder verburkate Frauen, dann sei er daran erinnert, dass uns jeden Morgen die Kirchenglocken an unsere christliche Vergangenheit erinnern. Dass viele Krankenhäuser zwar vom Staat und unseren Krankenversicherungen bezahlt, aber trotzdem von hochreligiösen Christen geführt werden. Dass christliche Kindergärten mit der Zustimmung der Eltern kleine Kinder indoktrinieren. Dass christliche Vertreter nach wie vor in Ethikkommissionen sitzen und uns verquere und veraltete Moralvorstellungen verkaufen. Dass ein deutscher Bundestag mit überwältigender Mehrheit für die Erlaubnis der rituellen (also religiösen) Vorhautbeschneidung von Säuglingen und Kindern votiert (aber Bilder von planschenden Kindern verbieten wollte).
Wer im Islam eine Bedrohung sieht, mag also bitte zunächst vor der eigenen Tür kehren. Meine christlichen Leser finden übrigens einen sinngleichen Satz in ihrem heiligen Buch an dieser Stelle.
Generell würde es uns gut zu Gesicht stehen, nicht den Rattenfängern hinterherzulaufen, egal, ob sie nun bunte Kostüme, Bomberjacken oder PEGIDA-Umhänge tragen. Denn die wollen vor allem eins nicht: Gutes.
Es grüßt herzlich
Ihr JL7