„Du kannst rechtsaußen wählen, aber dann biste halt kacke!“

Werte Leserinnen und Leser,

rechts außen im Wählerspektrum bei den besorgten Bürgern freut man sich bereits auf die Landtags- und Senatswahlen in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin. Denn die bevorzugte Partei dieser Leute schickt sich an, mindestens den landtag in Schwerin unregierbar zu machen. Mancher Wahlforscher prognostiziert der AfD einen größeren Wahlerfolg als in Sachsen-Anhalt, wo sie 24% der Stimmen geholt haben, man also deren Wähler bereits per Abzählreim bestimmen kann.

Warum wählen gerade einfache Bürger mit Einkommen unterhalb des Medians neoliberale Phrasendrescher? Ich habe heute in einem Forum eine erschreckend einfache Antwort gelesen: „Weil die die einzigen sind, die klar gegen den Islam sind.“ Dass sie auch gegen die EU sind, gegen Schwulenrechte und eigentlich gegen alles, was in den letzten 50 Jahren erreicht und erfunden wurde (ausgenommen vielleicht die Geschirrspülmaschine), nimmt man im Vorbeigehen mit, aber vor allem: gegen den Islam!

Nun machen es uns die Politiker auch nicht ganz einfach. Wenn für Verständnis geworben werden soll, dann wird uns die Religionsfreiheit als Triebfeder präsentiert. Den Muslimen erklärt man auch gerne, dass Andersgläubige noch lange keine Ungläubigen seien. Klingt doch gut, was? Nur – warum sind Ungläubige offenbar weniger wert als Andersgläubige? Zeichnet es einen Menschen aus, an eine höhere Macht zu glauben? Und sind Atheisten deshalb weniger wert und deshalb vielleicht als gemeinsames Feindbild zu betrachten? Gut gemeint, liebe Politiker, ist in diesem Falle noch lange nicht gut gemacht.

Nun kann und darf man natürlich „gegen den Islam“ sein. Man darf auch rassistisch eingestellt sein. Man darf sich aber eben dann nicht wundern, dass es in Deutschland nach wie vor eine große Mehrheit von Bürgern gibt, die das anders sehen und bei allem Unbehagen gegenüber fremden Religionen doch verstehen, dass „Leben und leben lassen“ eine bessere Alternative ist als ein Wiederaufwärmen nationalsozialistischer Parolen – zumal die Türken einfach das bessere Gemüse verkaufen.

All jenen aber, die nicht bereits im Elfenbeinturm einer rechtsnationalen Peer Group gefangen und daher noch für Argumente zugänglich sind, sei gesagt, dass eine Republik, wie sie der AfD-Spitze mit ihren Petrys, Storchs, Meuthens, Gaulands und Höckes vorschwebt, mit unserem freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat nur wenig zu tun hat. Und wer diesen Staat aufgeben will, der darf das gerne für sich tun und auswandern – oder vielleicht zuerst einmal einen Blick in die Türkei riskieren, wo jetzt für Verhaftungen und Verleumdungen Listen zum Einsatz kommen, die man erstellt hat, als man noch dachte, dass all jene nichts zu befürchten hätten, die nichts verbrochen haben. Die AfD forderte die Erstellung solcher Listen bereits – beispielsweise in Thüringen, wo eine Liste aller Schwulen im Lande angefragt wurde.

Geht wählen! Und bitte denkt dran: Merkel und Gabriel stehen gar nicht zur Wahl. Es geht um Euer Land und Eure Stadt. Wenn Ihr mit Sellering und Caffier, mit Müller und Henkel nicht einverstanden seid, dann wählt eine demokratische Alternative – aber doch keine irregeleiteten Bauernfänger, die gemäß ihrem neoliberalen Wahlprogramm lediglich an Euer Geld wollen! Es sind genug Parteien auf den Wahlzetteln gelistet, die weder in McPomm noch in Berlin an den beiden Regierungen beteiligt sind, darunter auch ein paar altbekannte wie die Linke, die Grünen – und die FDP, wenn man es ein wenig rechter mag. All diese Parteien stellen sich wenigstens den aktuellen Problemen und suchen nach Lösungen, auch wenn diese am Ende komplexer sind als ein einfaches „Grenzen zu, Ausländer raus!“. Und sie stehen fest auf freiheitlich-demokratischem Boden, wie wir ihn in der Bundesrepublik seit vielen Jahren schätzen.

Wer aber glaubt, dass in unserer Demokratie eine gewisse Mehrheit aufgrund gewonnener Wahlen den Minderheiten diktieren dürfe, was sie zu tun und zu lassen haben, der lebt wohl gedanklich immer noch in den Zeiten von DDR-Wahlergebnissen. Auch, wenn er ansonsten ungläubig ist.

Es grüßt herzlich

Ihr JL7

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