Sehr geehrter Herr Brüderle,
Erinnern Sie sich noch an Konstantin Tschernenko? Geboren im Jahre 1911, starb er 1985 als Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Tschernenko gilt heute als der klassische Typ des übergangenen Übergangschefs. Denn nach dem Tode des großen Vorsitzenden Breschnew 1982 fiel ihm zunächst die undankbare Aufgabe zu, seinen Rivalen Andropow als neuen Vorsitzenden der Partei zu verkünden. Erst nach dessen Tod wurde er für wenige Monate Chef der KPDSU und der Sowjetunion, weil man sich zu einem radikalen Schritt noch nicht durchringen konnte – zu einer Zeit, da alle Welt bereits mit dem jüngeren Gorbatschow gerechnet hatte. Ab 1985 führte dann Gorbatschow Perestroika und Glasnost ein – mit dem bekannten Ergebnis. Tschernenko ist heute nur noch eine Fußnote der Geschichte.
Der derzeit bekannteste Übergangsvorsitzende heißt Joseph Aloisius Ratzinger, arbeitet unter dem Künstlernamen Benedikt XVI und bekleidet derzeit die Position des Papstes, also des Oberhauptes der katholischen Kirche. Wie der sowjetische Parteichef ist er de facto bis ans Lebensende gewählt. Und hier wie da verkörpert er das Alte, Konservative und Restaurative. Wir werden sehen, ob der nächste Papst die kirchliche Form von Glasnost einführen wird und ob Herr Ratzinger uns als Fußnote der katholischen Kirche in Erinnerung bleibt.
Angesichts dieser Vorbilder kann ich Ihnen nur raten: Widerstehen Sie! Werden Sie nicht Vorsitzender! Denn wer will schon gerne als Fußnote der FDP enden?
Herzlichst
Ihr JeanLuc7
P.S. Was macht eigentlich heute Wolfgang Gerhardt?